Selbstmordversuch eines Klienten der MFH im Plettenberger Flüchtlingsheim
Suizidversuche von Flüchtlingen häufen sich. Verantwortung von PolitikerInnen der Kommune und des Landes?
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Am Montag, dem 17.09.07 gegen 15.00 Uhr wurde der 54-jährige iranische Asylsuchende Herr M. ohne Bewusstsein im Flüchtlingsheim Ohler Straße 100 in Plettenberg gefunden. Nach einer ersten notärztlichen Versorgung vor Ort ist er mit dem Krankenwagen zum Evangelischen Krankenhaus gebracht worden. Seine Frau sagt schockiert und erleichtert zugleich: „Glücklicherweise ist sein Leben gerettet worden, nachdem sein Magen ausgepumpt wurde. Momentan liegt er auf der Intensivstation des Kankenhauses und sein Zustand ist stabil. Diesen Mittwoch soll er stationär in die Psychiatrische Klink Hemer eingewiesen werden.“
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Herr M. reiste im Januar 2003 mit seiner Ehefrau und ihren beiden Söhnen (21 und 13 Jahre alt) nach Deutschland ein. Sie hofften, als Asylberechtigte anerkannt zu werden. Der Antrag wurde im Dezember 2003 abgelehnt. Obwohl ein ärztliches Attest aus dem Jahr 2005 „ schwere Traumatisierungen in der Heimat infolge der politischen Verfolgung mit Folterungen, die zu Kopfverletzungen führten“ bescheinigt, konnten keine Abschiebehindernisse geltend gemacht werden.
Herr M. hat im iranischen Gefängnis schwere Traumata erlitten. In den vergangenen Jahren sind seine Erlebnisse durch schlimme und unwürdige Lebenssituation im Flüchtlingsheim und Perspektivlosigkeit in Deutschland ergänzt worden. Diese Bedingungen haben ihn psychisch schwer belastet und haben seine gesamte psychische Situation verschlechtert. Herr M. war schon einmal in stationärer Unterbringung. Er besucht regelmäßig seinen Facharzt für Neurologie.
Die Familie M. wird seit mehr als vier Jahren durch die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V. (MFH) psychosozial begleitet. Darüber hinaus wird Herr M. seit ca. drei Monaten, aufgrund steigender psychischer Belastungen, durch Gesprächstermine mit der Psychologin der MFH mittels einer Dolmetscherin unterstützt.
Der MFH wird weiterhin die gesundheitliche Entwicklung von Herrn M. mit Besorgnis verfolgen.
Herr M. machte mit MitarbeiterInnen der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum e. V. in seinem Gesprächen immer wieder deutlich, dass seine Lebensbedingungen im Flüchtlingsheim ihn sehr stark belasten. Herr M. und seine Familie leben in zwei ca. 35 qm kleinen Zimmern im Flüchtlingsheim Ohler Straße 100 in Plettenberg.
Eine Stellungnahme des Gesundheitsamtes Märkischer Kreis im März 2006 schildert folgendes:
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„Aus psychiatrischer Sicht lässt sich zusammenfassend sagen, dass für Herrn M. aufgrund der vorliegenden schweren seelischen Erkrankung und der Lebensumstände im Flüchtlingsheim ein weiterer Verbleib in diesem Heim nicht zu vertreten ist. (...) Ein Umzug in eine ruhige Wohnung gemeinsam mit der Familie wäre aus ärztlicher Sicht geeignet, der bisher durchgeführten Behandlung zumindest teilweise zu einem Erfolg zu verhelfen“.
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Ein fachlich begründeter Antrag auf eine private Wohnung wurde aber vom Sozialamt der Stadt Plettenberg abgelehnt. Diese Wohnung sollte zur Stabilisierung von Herrn M. genutzt werden. Statt einer privaten Wohnung wurde der Familie eine Wohnung im städtischen Obdachlosenheim Gansmecker Weg 16 c angeboten. Gegen diese Entscheidung ist in einem Schriftsatz des Rechtsanwaltes von Herrn M. folgendes zu lesen: “ Hierbei handelt es um ein außerhalb des Zentrums von Plettenberg gelegenes Obdachlosenasyl, in dem eine Vielzahl von Alkoholkranken und ähnlich strukturierten Menschen untergebraucht sind.“
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Der Suizidversuch des Herrn M. ist nicht der einzige Fall im Flüchtlingsheim Ohler Straße 100 in Plettenberg.
Im Juli 2005 wurde ein 22-jähriger jugendlicher Asylsuchende nach einem Suizidversuch wegen unerträglicher Lebensbelastungen im Flüchtlingsheim zum Evangelischen Krankenhaus gebracht und später in eine psychiatrische Klinik in Hemer eingewiesen.
Im Jahr 2000 stürzte ein 8-jähriges Mädchen im Treppenhaus des Asylbewerberheimes über 12 Meter in die Tiefe und verunglückte tödlich.
Seit 1997 versuchen Asylsuchende in Plettenberg mit friedlichen Protesten die kommunalen PolitikerInnen auf ihre Lebenssituation aufmerksam zu machen. Bisher wurde leider trotz dieser Bemühungen ihre Lebenssituation kaum verbessert. Die Menschen leben weiterhin mit der ständigen Angst vor Abschiebung, dürfen zumeist keine Arbeit aufnehmen und können keinerlei Zukunftsperspektiven entwickeln.
Durch die Summe dieser Belastungen, oftmals vor dem Hintergrund von traumatisierenden Erfahrungen auf der Flucht oder im Herkunftsland, entwickeln sich starke Gefühle von Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit, die teilweise in Selbstmordversuchen münden.
Die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum ruft sowohl die PolitikerInnen der Kommunen als auch des Landes NRW auf, durch eine Untersuchung klarzustellen, dass die Lebenssituationen der Flüchtlinge und die Suizidversuche im Flüchtlingsheim Ohler Straße 100 in Plettenberg nicht grundlos sind.
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Wir fordern, dass durch Vertreter des Landes NRW unter Beteiligung von Vertretern der Flüchtlingsorganisationen herausgefunden wird, ob zwischen den Lebenssituationen der Flüchtlinge und den Suizidversuchen ein Zusammenhang besteht und existiert.
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Für weitere Informationen und bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an den Flüchtlingssozialarbeiter der Medizinischen Flüchtlingshilfe, Hanif Hidarnejad: 0234-3259272
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