Rund 27.700 Asylanträge im Jahr 2009
Im Jahr 2009 wurden beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 27.649 Asylerstanträge gestellt. Damit stieg die Zahl der Asylbewerber im zweiten Jahr in Folge an. Die Steigerung der Zahl der Asylbewerber von 25,2 Prozent im Vergleich zu 2008 ist im Wesentlichen auf drei Faktoren zurückzuführen: - Erstens blieb die Zahl der Asylanträge von Irakern im Jahr 2009 mit 6.538 auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr (2008: 6.836).
- Zweitens kam es zu einem deutlichen Anstieg afghanischer Asylanträge. 3.375 Afghanen stellten 2009 einen Asylerstantrag und damit 2.718 mehr als im Jahr 2008.
- Drittens war 2009 auch ein allgemeiner Anstieg des Asylzugangs aus anderen Hauptherkunftsstaaten, vor allem aus dem Iran, Nigeria und Indien, zu beobachten.
Trotz der Steigerung der Asylbewerberzahlen im Jahr 2009 befinden sich die Zugangszahlen weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigem Niveau: vor 10 Jahren - also im Jahr 1999 - kamen noch etwa 100.000 Asylbewerber nach Deutschland; 1992 waren es sogar fast 440.000. In Bezug auf die Asylentscheidungen ergab sich im Jahr 2009 folgendes Bild: 8.115 Personen - darunter 5.517 Iraker - erhielten 2009 die Rechtsstellung eines Flüchtlings nach der Genfer Konvention (28,2 Prozent aller Asylbewerber). Zudem erhielten 1.611 Personen (5,6 Prozent) sogenannten "subsidiären Schutz" (Abschiebungsverbote gemäß § 60 Abs. 2, 3, 5 und 7 Aufenthaltsgesetz).
Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière: Asyl und Flüchtlingsschutz kommt in Deutschland ein hoher Stellenwert zu. Das zeigt unsere im internationalen Vergleich hohe Schutzquote. Über die verfassungsrechtlichen und völkerrechtlichen Verpflichtungen hinaus beteiligt sich Deutschland international an humanitären Aufnahmeverfahren, um besonders hilfsbedürftigen Flüchtlingen eine Zukunft in Deutschland zu bieten. Ein Beispiel dafür ist die zugesagte Aufnahme von 2.500 irakischen Flüchtlingen, von denen bis Ende Januar 2010 bereits über 2.200 Personen eingereist sein werden. Deutschland leistet damit einen aktiven humanitären Beitrag als Mitglied der Europäischen Union und der internationalen Staatengemeinschaft. Asylbewerberzahlen, Asylentscheidungen und Hauptherkunftsländer im Einzelnen1. AsylbewerberzahlenIn der Zeit von Januar bis Dezember 2009 haben insgesamt 27.649 Personen in Deutschland Asyl (Erstanträge) beantragt. Gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr (22.085 Personen) bedeutet dies eine Steigerung um 5.564 Personen (25,2 Prozent).
Monatsentwicklung im 2-Jahres-Vergleich
Monatsentwicklung der Asylbewerberzahlen im 2-Jahres-VergleichMonat | 2008 | 2009 |
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(Durch nachträgliche Berichtigungen weichen die Gesamt- Jahreszahlen von den Additionen der Monatszahlen ab)
| Januar | 2.397 | 2.342 | Februar | 1.818 | 1.936 | März | 1.545 | 1.995 | April | 1.694 | 1.919 | Mai | 1.599 | 1.835 | Juni | 1.672 | 1.952 | Juli | 1.793 | 2.539 | August | 1.659 | 2.448 | September | 1.965 | 2.609 | Oktober | 1.947 | 2.637 | November | 1.730 | 2.454 | Dezember | 1.545 | 2.170 | Asylbewerber nach Hauptherkunftsländern Asylbewerber nach HauptherkunftsländernNr. | Herkunftsland | 2008 | 2009 | Veränderungen in % | Veränderungen absolut |
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* Vergleich mit Vorjahr nicht möglich, da Serbien und Kosovo erst seit Mai 2008 getrennt erfasst werden (zuvor gemeinsam unter "Serbien").
| 1. | Irak | 6.836 | 6.538 | -4,4 | -298 | 2. | Afghanistan | 657 | 3.375 | 413,7 | 2.713 | 3. | Türkei | 1.408 | 1.429 | 1,5 | 21 | 4. | Kosovo* | 879 | 1.400 | | | 5. | Iran | 815 | 1.170 | 43,6 | 355 | 6. | Vietnam | 1.042 | 1.115 | 7,0 | 73 | 7. | Russ. Föderation | 792 | 936 | 18,2 | 144 | 8. | Syrien | 775 | 819 | 5,7 | 44 | 9. | Nigeria | 561 | 791 | 41,0 | 230 | 10. | Indien | 485 | 681 | 40,4 | 196 |
Im Jahr 2009 wurden beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge neben 27.649 Erstanträgen auch 5.384 Asylfolgeanträge gestellt (2008: 22.085 Erst- und 5.933 Folgeanträge). Hauptherkunftsländer bei den Folgeanträgen waren Irak (781), Iran (643) und Kosovo (502). Der Anteil der Asylfolgeanträge an allen Asylanträgen lag damit bei 16,3 Prozent. Im Jahr 2008 lag der Anteil der Folgeanträge noch bei 21,2 Prozent. 2. AsylentscheidungenIm Zeitraum von Januar bis Dezember 2009 hat das Bundesamt 28.816 Entscheidungen (Vorjahr: 20.817) getroffen. Insgesamt 8.115 Personen (28,2 Prozent) wurde die Rechtsstellung eines Flüchtlings nach dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 28. Juli 1951 (Genfer Flüchtlingskonvention) zuerkannt. Darunter waren 452 Personen (1,6 Prozent), die als Asylberechtigte nach Art. 16a des Grundgesetzes anerkannt wurden, sowie 7.663 Personen (26,6 Prozent), die Flüchtlingsschutz nach § 3 des Asylverfahrensgesetzes i.V.m. § 60 Abs. 1 des Aufenthaltsgesetzes erhielten.
Flüchtlingsanerkennungen nach Herkunftsländern (in Prozent)
Flüchtlingsanerkennungen nach Herkunftsländern (in Prozent) | Flüchtlingsanerkennungen gesamt | davon Asylberechtigt | davon Flüchtlingsschutz |
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Irak | 61,6 | 0,4 | 61,2 | Afghanistan | 18,1 | 1,9 | 16,2 | Türkei | 9,9 | 1,9 | 8,0 | Kosovo | 0,6 | 0,0 | 0,6 | Iran | 48,0 | 7,6 | 40,4 | Vietnam | 0,3 | 0,1 | 0,3 | Russ. Föderation | 19,2 | 0,9 | 18,2 | Syrien | 15,1 | 2,4 | 12,7 | Nigeria | 1,3 | 0,0 | 1,3 | Indien | 0,2 | 0,0 | 0,2 | Gesamt | 28,2 | 1,6 | 26,6 | Darüber hinaus hat das Bundesamt von Januar bis Dezember 2009 bei 1.611 Personen (5,6 Prozent) Abschiebungsverbote gemäß § 60 Abs. 2, 3, 5 und 7 des Aufenthaltsgesetzes (sog. subsidiärer Schutz) festgestellt, z. B. weil im Herkunftsland die Todesstrafe, die Folter oder andere unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder eine erhebliche Gefahr für Leib, Leben oder persönliche Freiheit konkret droht.
Subsidiärer Schutz nach Herkunftsländern (in Prozent) Subsidiärer Schutz nach Herkunftsländern (in Prozent)Subsidiärer Schutz gesamt | 5,6 |
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Irak | 2,3 | Afghanistan | 40,5 | Türkei | 1,4 | Kosovo | 4,1 | Iran | 2,5 | Vietnam | 0,4 | Russ. Föderation | 2,7 | Syrien | 2,2 | Nigeria | 2,9 | Indien | 0,5 | Abgelehnt wurden die Anträge von 11.360 Personen (39,4 Prozent). Anderweitig erledigt (z. B. durch Verfahrenseinstellungen wegen Rücknahme des Asylantrages) wurden die Anträge von 7.730 Personen (26,8 Prozent).
Die Zahl der Personen, über deren Anträge noch nicht entschieden wurde, betrug Ende Dezember 2009 22.710 (18.684 Erstanträge und 4.026 Folgeverfahren).
3. Hauptherkunftsländer von AsylbewerbernIm Jahr 2009 stieg die Zahl der Asylerstanträge gegenüber dem Vorjahr bei 8 von 9 Hauptherkunftsländern an (ohne Berücksichtigung von Kosovo), und zwar zwischen 1,5 (Türkei) und 413,7 (Afghanistan) Prozent. Nur beim Irak gab es einen geringen Rückgang um 4,4 Prozent (-298 Asylbewerber). Mit Abstand stärkstes Herkunftsland im Jahr 2009 wurde, wie schon im Vorjahr, der Irak. Der Asylbewerberzugang sank nur leicht von 6.836 im Jahr 2008 auf nunmehr 6.538. 45 Prozent der Antragsteller waren Kurden. Zudem entfielen 14,5 Prozent (781) aller Asylfolgeanträge auf den Irak (Vorjahr: 1.552 Anträge, 26,2 Prozent). Auf Platz 2 der Hauptherkunftsländer im Jahr 2009 lag Afghanistan (3.375 Erstanträge). Die Zahl der Asylerstanträge stieg um 2.718 (+413,7 Prozent) deutlich an, nachdem sie in den davor liegenden 7 Jahren stets rückläufig war.
Die Türkei liegt auf Platz 3 der Hauptherkunftsländer. Seit 2007 ist hier der jährliche Zugang von Asylbewerbern relativ stabil. 2009 kamen insgesamt 1.429 Asylerstantragsteller, 21 mehr als im Vorjahr (+1,5 Prozent). Der Anteil von Personen kurdischer Volkszugehörigkeit an allen türkischen Asylbewerbern blieb 2009 mit gut 79 Prozent im Vergleich zu 2008 (78 Prozent) stabil.
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